„Es war eine schöne Nacht. Viele glitzernde Sterne standen am schwarzen Himmel. Warmer Wind blies sanft in das rauhe, gezeichnete Gesicht des alten Mannes, als er aufblickte. Sein hölzernes Boot wippte leicht auf und ab, wann immer es von einer der kleinen Wellen erfasst wurde.“
Mal ehrlich: So bekommt jeder einen Roman voll. Nur wird der nach wenigen Seiten stöhnend weggelegt. Irgendwie erfüllen die vielen Wörter also nicht ihren Zweck – eigentlich sollten davon doch die schwachen Nomen und abstrakten Verben interessanter werden? Viele Menschen schmücken ihre Texte intuitiv auf diese Weise. Die Adjektive, Adverben und sonstigen Ballast-Wörter sind eine dicke Schicht Zuckerguss auf staubtrockenem Sandkuchen – nur schmecken tut das eben nicht.
Warum nicht einfach den Teig interessanter machen? Die „schöne Nacht mit schwarzem Himmel“ wird eine „Nacht“ (ich habe noch nie eine mit hellblauem Himmel gesehen). Statt „glitzernden Sternen“ beschreibt man, wie „Sternenlicht sich im Wasser spiegelt“. Ein „rauhes, gezeichnetes Gesicht“ hat bestimmt Falten und Narben, über die der „Greis“ mit seiner Hand fahren kann. Ein „hölzernes Boot“ ist eher Regel als Ausnahme, wenn es um ein „Ruderboot“ (eine „Nussschale“?) geht. Und so weiter. Adjektive solltest du nur verwenden, wenn sie dem Wort eine neue, überraschende Wendung geben (der listige Ziegelstein!) oder eine wesentliche Eigenschaft hervorheben (die Dicke des oben erwähnten Zuckergusses oder die besondere Trockenheit des Kuchens). Gleiches gilt natürlich für Verben und ihre Anhängsel. Ansonsten gilt: Genaue Nomen, konkrete Verben und, was dann noch an Präzisierung erforderlich ist, lieber durch Schilderung kleiner Handlungen und Sinneseindrücke erzielen.
Und hier gleich ein paar Ausdrücke zum Verschönern 😉
„Er holte ein sehr dickes, bereits angestaubtes Buch aus dem Regal.“
„Man konnte förmlich sehen, wie ihr Gesicht zorniger wurde, als sie den Schwindel bemerkte.“
„Der wunderschön goldene Sonnenuntergang war leider nach wenigen Minuten vorbei.“
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